"Der Oedipus-Stoff ist ein Urstoff, der wohl jeden Dramatiker beschäftigt hat: Er ist eng mit der Idee des Schicksals verbunden:Das Geschick des Oedipus ist vorausbestimmt, determiniert: Die Frage, die seit jeher die Denker beschäftigte, ist die nach der Schuld des Oedipus: Inwieweit kann ein solcher Mensch überhaupt schuldig gesprochen werden. Meine Darstellung der alten Sage weicht insoweit von der überlieferung ab, als ich sie nicht mehr' in eine Welt der Vorausbestimmung, der Determination, sondern in eine Welt des Zufalls stelle. Nicht mehr die Schuld des Oed~pus wird wichtig, sondern die Schuld jener, die sein Schicksal herbeiführen. Bei den Griechen waren es die Götter, bei mir sind es Pannychis, die Priesterin des Apoll in Delphi und der Seher Tiresias: Die eine wirkt durch übermütige Fantasie auf die Menschen ein, der andere durch kalte Berechnung, und beide erreichen das Gegenteil dessen, was sie beabsichtigen." (Dürrenmatt) |