Das Lebensbild einer Frau, die in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als junges Mädchen in sogenannten gutbürgerlichen Verhältnissen aufwuchs. Durch die Wahl des Ehemanns, eines evangelischen Pastors, schien ihre Zukunft vorausbestimmt: das unauffällige Dasein einer Frau und Mutter in gesicherter Lebenssituation und festgefügten Ordnungen. Backfischbriefe, Brautbriefe, Ehebriefe und die Antwortbriefe von Mutter, Bräutigam und späterem Ehemann spiegeln mit erschütternder Deutlichkeit das Schicksal einer Frau wider, die von den 'normalen' Ansprüchen ihrer Umgebung - ihres Mannes, ihrer acht Kinder und eines großen Haushalts - überfordert, mit 45 Jahren in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden musste, wo sie noch 30 Jahre lang lebte. Mit den Worten der heutigen Emanzipationstheorie könnte man diese größtenteils authentischen Briefe 'Dokumente einer Unterdrückung' nennen. Sie sind aber mehr. Sie schildern genauer und hautnaher als jeder zeitgenössische Roman die Bewußtseinsgeschichte einer Frau in der Realität des ausgehenden 19. Jahrhunderts. |